AfD und Freunde während Parteitag in Augsburg praktisch unsichtbar.

 

Für den 29. Juni und 01. Juli 2018 hatte sich Augsburg etwas vorgenommen. Die AfD hatte sich angekündigt, hier ihren neunten Bundesparteitag zu veranstalten. Wie das inzwischen so ist bei Veranstaltungen, die politisch so gelagert sind, bereitet sich die Stadt, ihre Ämter, Behörden und ihre Bürger darauf vor, dass es ungemütlich werden könnte. Die der AfD zur Verfügung gestellte Messehalle lag einige Kilometer außerhalb der Innenstadt von Augsburg, zwischen Fakultäten der Universität und Sportplätzen und wurde von der Polizei weiträumig abgeriegelt.

Sicherheitskräfte aus dem ganzen Land werden zusammengezogen, Planer ändern die Verkehrsführung, sperren Straßen, Brücken und Plätze, einige Geschäfte in Innenstadtlage bereiten ihre Kunden Tage vor dem Termin darauf vor, dass sie dann geschlossen sein würden, Bürger stellen sich auf Gegenveranstaltungen ein.

Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert hatte angekündigt zu kommen, sowie die grüne Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. Einige Bars und Cafès in Augsburg hatten angekündigt, gegen Rechts zu raven und viele Initiativen wie Naturschutzbünde, Gewerkschaften bis zu kirchlichen Verbänden waren mit Infoständen, Konzerten, Mahnwachen und Kundgebungen präsent. Sie zeigten damit deutlich, wie bunt Augsburg ist und wie wenig bereit, Synonym für Rassismus und bornierte Fremdenfeindlichkeit zu werden. „ZEIG DICH AUX“ war das Label des Bündnis`  für Menschenwürde und zugleich die Klammer für viele Veranstaltungen für Solidarität, Demokratie und Menschlichkeit rund um den AfD Parteitag.

 

Pegida-Veranstaltung von Welle der Heiterkeit hinweggespült

Das Wetter hat Augsburg in die Karten gespielt und die Innenstadt in eine große, bunte und gut gelaunte Partyzone verwandelt, in der man Wissenswertes austauschen und Verbindendes entdecken konnte. Ausgegrenzt waren aus Eigen- und Sicherheitsinteressen die AfD und ihre Freunde.

Die Pegida hatte beginnend am Samstag mitten in der Stadt am Thormannbrunnen eine Kundgebung geplant. Doch kaum jemand in Augsburg schien bis zum Beginn der Veranstaltung davon Notiz genommen zu haben. Eine Handvoll Passanten und Radfahrer blieb kurz stehen, fragte nach und gingen gleich weiter. Unter heftigen Protesten von lokalen Schülergruppen, LGBT-Initiativen, angereisten AntiFa-Gruppen und jeder Menge politisch interessierter und engagierter Bürger und unter massivem Polizeischutz bauten die Pegida-Leute ihre Zelte und Lautsprecher auf. Trotzig verbarrikadieren sie sich hinter Pizzadeckeln und Zeitungen als klar wird, dass sie hier und an diesem Tag niemanden erreichen würden, der ihre Thesen hören will.

Und so wurde ein tiefbrauner, humorloser Sidekick des AfD-Parteitages von einer bunten Welle der Heiterkeit und des gewitzten Widerstandes hinweggespült. Am nachfolgenden Sonntag bin ich mittags kurz vor meiner Abreise und weil ich ohnehin ganz in der Nähe übernachtet hatte, noch einmal am Thormannbrunnen vorbei um zu sehen, was los war: Nichts! Keiner da, nichtmal mehr die Polizei.

20. November 2018, 14:57 Uhr
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